Anfang des Jahres war das Geschäft von Valora noch stark durch die Pandemie beeinträchtigt. Die Omikron-Massnahmen dominierten vor allem im ersten Quartal 2022 den Retail- und Food-Service-Sektor. Die Lockerung der behördlichen Einschränkungen kam später als erwartet, in Deutschland sogar mit zusätzlicher Verzögerung. Nach der schrittweisen Aufhebung der Einschränkungen konnte Valora in den letzten zwei Monaten jedoch eine starke Umsatzerholung verzeichnen.
Nettoumsatzerlös im Mai und Juni 2022 über dem Vorpandemie-Niveau
In der ersten Hälfte von 2022 generierte Valora einen Aussenumsatz von CHF 1’213.2 Mio. (HJ 2021: CHF 1’030.4 Mio.) – eine Steigerung um +17.7% oder +20.7% in lokaler Währung gegenüber der Vorjahresperiode. Der Nettoumsatzerlös belief sich auf CHF 943.3 Mio. (HJ 2021: CHF 814.1 Mio.), was einer Zunahme von +15.9% oder +17.8% in lokaler Währung entspricht. Für das gesamte erste Halbjahr 2022 blieb der Nettoumsatzerlös bei -6.1% unter dem Vorpandemie-Niveau von 2019, wobei er im Mai und Juni leicht über den Vergleichswerten von 2019 lag.
Der Bruttogewinn für die erste Jahreshälfte 2022 betrug CHF 428.2 Mio. (HJ 2021: CHF 356.5 Mio.) – eine Steigerung von +20.1% gegenüber dem Vorjahr. Die Marge verbesserte sich um +1.6 Prozentpunkte auf 45.4% und somit auf das Vorpandemie-Niveau von 2019. Die Nettobetriebskosten stiegen aufgrund von Erholung und akquisitorischem Wachstum sowie der Inflationsentwicklung um +20.3%. Darin berücksichtigt sind auch Kosten im Zusammenhang mit M&A und strategischen Projekten von CHF -3.0 Mio. Ebenfalls wirkte der Wegfall der im ersten Halbjahr 2021 erhaltenen COVID-19-Unterstützungsleistungen kostensteigernd.
Gesteigertes EBIT in der ersten Jahreshälfte 2022
Das EBIT der Gruppe belief sich auf CHF 8.1 Mio. (HJ 2021: CHF 7.4 Mio.). Ohne Berücksichtigung der Kosten im Zusammenhang mit M&A und strategischen Projekten lag das EBIT bei CHF 11.1 Mio. – eine Steigerung von +41.9% auf vergleichbarer Basis gegenüber der Vorjahresperiode. Dieses Wachstum wurde im Wesentlichen dank dem Ergebnisbeitrag der Monate Mai und Juni erreicht und ohne die signifikante COVID-19-Unterstützung von rund CHF 30 Mio., die Valora in der Vorjahresperiode noch erhalten hatte. Der Nettogewinn der Gruppe lag bei CHF -5.4 Mio. gegenüber CHF -3.8 Mio. im ersten Halbjahr 2021. Der Rückgang ist insbesondere auf den höheren Steueraufwand und die negative Entwicklung von EUR/CHF zurückzuführen. Der Free Cashflow lag bei CHF -11.8 Mio. (HJ 2021: CHF -0.1 Mio.) und wurde durch höhere Abflüsse im Zusammenhang mit Investitionen und dem Net-Working-Capital-Aufbau aus der Übernahme von zusätzlichen Verkaufsstellen und der generellen Finanzierung des Wachstums negativ beeinflusst.
Starke Bilanz mit Leverage Ratio deutlich unter Covenant-Obergrenze
Valora konnte ihre starke Bilanz unterstreichen. Die Eigenkapitalquote der Gruppe vor Mietverbindlichkeiten belief sich auf 50.2% (51.0% per 31. Dezember 2021). Die Nettoverschuldung betrug CHF 222.4 Mio. (31. Dezember 2021: CHF 209.3 Mio.), während die Leverage Ratio mit 2.3x EBITDA (GJ 2021: 2.2x) auf Vor-Corona-Niveau und deutlich unter der Covenant-Obergrenze lag. Mit der Platzierung eines neuen Schuldscheindarlehens in Höhe von EUR 100 Mio. mit einer fünf- und einer siebenjährigen Laufzeit im April 2022 refinanzierte Valora zu attraktiven Konditionen frühzeitig Teile eines auslaufenden Schuldscheindarlehens und verbesserte damit ihr langfristiges Schuldenprofil. Die Transaktion wurde im Juli 2022 abgeschlossen.
«Basierend auf der starken Erholung insbesondere im zweiten Quartal 2022 und der anhaltenden Widerstandsfähigkeit während der Pandemie ist Valora überzeugt vom Wertschöpfungspotenzial ihrer Foodvenience-Strategie», sagt Michael Mueller, CEO der Valora Gruppe. Obwohl sich die geopolitische Situation in den letzten Monaten verschlechtert hat, schätzt Valora in Anbetracht der jüngsten starken Umsatzentwicklung, dass der Aussenumsatz für das gesamte 2022 – einschliesslich der jüngsten strategischen Initiativen – auf Vor-Corona-Niveau liegen wird, und bestätigt erneut die EBIT-Guidance von CHF 70 Mio. (+/- ~10%) für das Gesamtjahr 2022 (ohne Kosten im Zusammenhang mit M&A und strategischen Projekten).
Weiterer Ausbau des Netzwerks
In der Berichtsperiode konnte Valora ihre Foodvenience-Strategie erfolgreich vorantreiben. Mit dem Abschluss der Akquisition von Frittenwerk per 1. Juli 2022 hat Valora den Weg zum Einstieg in den boomenden Fast-Casual-Markt geebnet und entwickelt so ihr Food-Service-Geschäft weiter, das gegenwärtig vor allem auf Take-away-Angebote fokussiert ist. Zusammen mit dem trendigen Format in Deutschland will Valora von der Entwicklung des Fast-Casual-Segments mit seinem im Vergleich zum Gesamtmarkt überproportionalen Wachstum profitieren. Im Gegenzug soll das Frittenwerk im Verbund mit Valora weiter gestärkt und das Wachstum beschleunigt werden. Es ist geplant, das aktuell 27 Standorte grosse Netzwerk bis 2025 zu verdoppeln und im Zuge dessen das EBITDA 2021 von rund EUR 2.5 Mio. zu verdreifachen. Valora erwartet vom Frittenwerk als Kreativ-Einheit einen bedeutenden Knowhow-Transfer auf ihre weiteren Formate.
Ebenfalls in der Division Food Service ist die Integration von Back-Factory bereits weit fortgeschritten und auf bestem Weg. Dasselbe gilt für den B2B-Kapazitätsausbau am Produktionsstandort von Ditsch USA, der bis zum ersten Quartal 2023 beendet werden soll.
Ein weiterer Erfolg wurde durch die Erweiterung der Zusammenarbeit mit Oel-Pool erreicht. Valora übernimmt 71 zusätzliche Shops des Tankstellenbetreibers und wird sie in moderne avec Stores umwandeln, die Zustimmung der Schweizer Wettbewerbskommission vorausgesetzt. Damit erhöht Valora nicht nur ihre Präsenz im Convenience-Geschäft an Tankstellen signifikant, sondern wird Ende 2023 mit rund 370 avec Stores auch über das grösste Convenience-Verkaufsstellennetz in der Schweiz verfügen. Valora erreicht damit einen weiteren Meilenstein in ihrer auf Wachstum ausgerichteten Food-Strategie, da der margenstärkere Food-Anteil im gesamten Kategorienmix von Valora weiter zunimmt.
Umbauten an SBB- und anderen Standorten in vollem Gange
Der Umbau von Verkaufsstellen an SBB-Standorten wird mit voller Geschwindigkeit vorangetrieben und soll bis Ende 2022 weitgehend abgeschlossen sein. Per Ende der Berichtsperiode wurden gesamthaft mehr als 60% der Verkaufsstellen im SBB-Netzwerk umgebaut. Innerhalb des SBB-Netzwerks haben modernisierte Verkaufsstellen gegenüber nicht modernisierten ein grösseres Wachstum im Food-Umsatz bestätigt (+37.0% vs. +13.0%). Ausserhalb des SBB-Netzwerks wurden die meisten der 39 Verkaufsstellen, die aus der im letzten Jahr angekündigten Zusammenarbeit mit Oel-Pools Treibstoffgesellschaft Moveri resultieren, zwischen Januar und Mai 2022 ins avec Verkaufsstellennetz überführt.
Einführung weiterer avec boxen
Das Portfolio der Autonomous Stores mit der kassenlosen avec box und den avec 24/7 Hybridstores wurde in der ersten Jahreshälfte 2022 weiter ausgebaut, namentlich mit der Eröffnung von Hybridstores. Im Verlauf der nächsten Monate wird Valora zudem zu den bestehenden avec boxen in Arlesheim BL, Urdorf ZH und Oberohringen ZH fünf weitere avec boxen in der Schweiz eröffnen. Valora setzt auch den Rollout der k kiosk Vending Machines in der Schweiz konsequent fort.
Gruppenweite Umstellung auf erneuerbaren Strom
Im Hinblick auf das Ziel, bis 2050 Netto-Null-Emissionen zu erreichen, hat Valora wichtige Fortschritte gemacht. Bezüglich eigener Emissionen (Scope 1 und 2) wird Valora bis Ende 2022 die vollständige Umstellung auf erneuerbaren Strom realisieren und damit erheblich zum Ziel beitragen, die eigenen Emissionen bis 2025 um die Hälfte zu reduzieren. Valora hat ausserdem die Lieferkette ihrer selbstproduzierten und Eigenmarkenprodukte untersucht und gemeinsam mit ihren Partnern weiteres Reduktionspotenzial identifiziert. Das ambitionierte Ziel von Valora ist es nun, die CO2-Emissionen entlang dieser Lieferkette bis 2030 zu halbieren. Die Massnahmen umfassen Aspekte wie regenerative Landwirtschaft, Erweiterung des veganen Sortiments und die weitere Reduzierung von Food Waste.
FEMSA und Valora spannen zusammen, um gemeinsam den europäischen Marktführer für Convenience Stores und Food Services aufzubauen
Am 5. Juli 2022 hat Fomento Económico Mexicano, S.A.B. de C.V. (FEMSA), ein führendes Detailhandels- und Getränkeunternehmen mit einem Gesamtumsatz 2021 von über USD 27 Mia. / CHF 26.5 Mia., ein Barangebot zum Erwerb aller sich im Publikum befindenden Aktien von Valora Holding AG für CHF 260.00 pro Aktie angekündigt. Dies entspricht einer Prämie von 57.3% gegenüber dem volumengewichteten Durchschnittspreis der letzten 60 Handelstage und von 52.0% auf den Schlusskurs der Valora Aktie am 4. Juli 2022. Der Verwaltungsrat von Valora empfiehlt den Aktionärinnen und Aktionären einstimmig die Annahme des Angebots von FEMSA. Der Transaktionsprozess läuft, Details finden sich unter: https://femsa.gcs-web.com/valora-transaction.