Das Geschäft der Valora Gruppe wurde nach einem guten Start ins Jahr 2020 erheblich durch die Auswirkungen der weltweiten Coronakrise beeinträchtigt. Die behördlichen Anordnungen zur Eindämmung des Virus während der ersten und zweiten Welle der Pandemie haben insbesondere an Hochfrequenz-Standorten des öffentlichen Verkehrs zu einem Einbruch der Mobilität und zu einem Rückgang der Kundenfrequenz geführt – während der Lockdown-Monate um bis zu -80%. Valora war gezwungen, Öffnungszeiten deutlich einzuschränken und einige Verkaufsstellen ganz zu schliessen. Dabei hat sich das Unternehmen kontinuierlich an die jeweils aktuellen Entwicklungen angepasst. Während des gesamten Jahres waren durchschnittlich rund 5% der Verkaufsstellen geschlossen – mit einem Spitzenwert von rund 20% im April 2020. Etwa 30% der Verkaufsstellen wurden mit reduzierten Öffnungszeiten betrieben.
Insgesamt waren die Retail-Formate deutlich weniger stark betroffen als die Food-Service-Formate. Der Retail-Bereich konnte insbesondere von seinem breiten Produktportfolio profitieren, das neben Food auch Tabak, Presse, Non-Food und Services beinhaltet. Auch das diversifiziertere Verkaufsstellennetz mit derzeit stärker frequentierten Standorten wie Einkaufszentren, Agglomerationen und Tankstellen hat dazu beigetragen. Sowohl die Retail- als auch die Food-Service-Formate durchliefen gegen Ende des zweiten und vor allem während des dritten Quartals 2020 eine erste Erholungsphase. Mit dem Start der Lockdowns im Zuge der zweiten Viruswelle verschlechterte sich der Umsatztrend im vierten Quartal 2020 allerdings erneut. Das Food-Service-B2B-Geschäft mit Laugenbackwaren verzeichnete während des ersten Lockdowns einen signifikanten vorübergehenden Auftragseinbruch. Grund dafür war der geschwächte Ausser-Haus-Food-Service-Markt. Der Umsatzrückgang in der zweiten Jahreshälfte war im Vergleich dazu mit -13.4% eher moderat. Dies ist auch auf die Einführung neuer Vertriebskanäle und Produktinnovationen zurückzuführen.
Umsatzrückgang und tieferer Anteil an margenstarken Food-Verkäufen aufgrund behördlicher Restriktionen
Valora erwirtschaftete im Geschäftsjahr 2020 einen Nettoumsatzerlös von CHF 1‘697.4 Mio. gegenüber CHF 2‘029.7 Mio. im Jahr 2019. Der Aussenumsatz lag bei CHF 2‘233.3 Mio. (2019: CHF 2‘680.6 Mio.). Damit waren Rückgänge von -16.4% bzw. -16.7% zu verzeichnen, verbunden mit signifikanten Verschiebungen von Food hin zu Tabak, Non-Food und Services. Aufgrund der behördlichen Restriktionen ging der Ausser-Haus-Konsum deutlich zurück, was sich wiederum in einem Einbruch des Aussenumsatzes in der Food-Kategorie um -27.9% niederschlug (in Lokalwährung). In den Vorkrisenmonaten Januar und Februar 2020 war diese Kategorie noch um +2.5% gewachsen (in Lokalwährung). Der Bruttogewinn im Geschäftsjahr 2020 betrug CHF 743.3 Mio. nach CHF 917.2 Mio. im Vorjahr. Die Bruttogewinnmarge lag mit 43.8% um -1.4%-Punkte unter dem Wert von 2019. Dieser Rückgang resultierte insbesondere aus dem erwähnten tieferen Anteil an margenstarken Food-Verkäufen.
Geringere Betriebsaufwände kompensieren Bruttogewinnrückgang um mehr als die Hälfte
Valora setzte bereits in einem frühen Stadium gruppenweit umfassende Massnahmen zur Kostensenkung um. Zudem nutzte das Unternehmen staatliche Kurzarbeitsprogramme. Zeitweise befand sich mehr als die Hälfte der Mitarbeitenden in Kurzarbeit, per Ende Jahr betrug der Anteil rund ein Drittel. Die wichtigsten Kostensenkungsmassnahmen betrafen das Kapazitätsmanagement in den Verkaufsstellen, in der Produktion und in zentralen Funktionen. Dazu gehörte auch ein Einstellungsstopp. Daneben standen ein hochdiszipliniertes Kostenmanagement unter anderem in den Bereichen Logistik, Marketing und IT-Ressourcen ebenso wie die Erwirkung von Mietkonzessionen im Vordergrund. Die Gruppe hat die Betriebsaufwände mithilfe dieser Massnahmen gegenüber dem Vorjahr um -11.7% oder CHF 96.5 Mio. signifikant auf CHF -729.3 Mio. gesenkt. Dadurch konnten 55.5% des Bruttogewinnrückgangs der Gruppe ausgeglichen werden – dies trotz substanzieller Fixkosten im Zusammenhang mit Mindestmieten und den Anlagen für die B2B-Laugenbackwaren-Produktion sowie der vorübergehenden finanziellen Unterstützung für Franchise- und Agenturpartner.
Durch die hohen Mindestmieten in den umsatzgebundenen Mietverträgen war es 2020 nicht möglich, eine ausgewogene Risikoverteilung zwischen Vermieter und Mieter zu erreichen. Trotz anhaltend geringerer Kundenfrequenz konnten die Mieten für das gesamte Verkaufsstellennetz 2020 um lediglich -11% gegenüber der vertraglich geschuldeten Miete gesenkt werden. Die Mietverhandlungen für das Jahr 2021 und darüber hinaus halten unvermindert an.
Positives EBIT am oberen Ende der Prognose
Basierend auf der Umsatzentwicklung und den realisierten Kostensenkungen erwirtschaftete die Valora Gruppe im Geschäftsjahr 2020 ein EBIT von CHF 14.1 Mio. (2019: CHF 91.5 Mio.). Damit lag das EBIT trotz der erneut massiven behördlichen Restriktionen gegen Jahresende am oberen Ende der Prognose von Valora. Die EBIT-Marge betrug 0.8% (2019: 4.5%). Das Konzernergebnis lag bei CHF -6.2 Mio. (2019: CHF 73.7 Mio.).
Starker Free Cashflow und gestärkte Bilanz
Die Gruppe erwirtschaftete einen starken Free Cashflow von CHF 38.1 Mio. (2019: CHF 76.0 Mio.). Dazu beigetragen haben das solide EBITDA (CHF 83.4 Mio.; 2019: CHF 157.4 Mio.), das nachhaltige und konsequente Management des Net Working Capital und fokussierte Investitionsentscheidungen. Valora konnte zudem ihre Finanzstruktur weiter stärken. Dafür ausschlaggebend waren der im Frühjahr 2020 auf CHF 150 Mio. erweiterte Syndikatskredit sowie die Mittel aus der Kapitalerhöhung im Rahmen der erfolgreichen Platzierung von 440‘000 Aktien im November 2020. Auch das Aussetzen der Dividende für das Geschäftsjahr 2019 leistete einen positiven Beitrag. Die Nettoverschuldung konnte dadurch um CHF -109.1 Mio. auf CHF 211.8 Mio. gesenkt werden, was zu einer soliden Leverage Ratio von 2.5x EBITDA (31.12.2019: 2.0x EBITDA) führte. Darüber hinaus konnte Valora erfolgreich einen zusätzlichen Coronaspielraum für den «Leverage Ratio Convenant» ihres Syndikatskredits bis zum 30. Juni 2022 erwirken. So verfügt Valora über eine gestärkte Bilanz und ein vorteilhaftes Schuldenfälligkeitsprofil.
Resilientes Geschäftsmodell mit auch künftig attraktivem Foodvenience-Fokus
Valora konnte ihren Kunden mit ihrem Verkaufsstellennetz und ihren Partnern während des gesamten Krisenjahres durchgehenden Service bieten, soweit dies im Rahmen der behördlichen Restriktionen möglich war. Die Gruppe ist in ihren Märkten ausgezeichnet aufgestellt und besitzt ein auch künftig erfolgsversprechendes Geschäftsmodell. Michael Mueller, CEO der Valora Gruppe, sagt: «Die Resilienz des Geschäftsmodells der Gruppe hat sich in der Pandemie bewiesen. Wir sind der festen Überzeugung, dass das Foodvenience-Geschäft von Valora auch in Zukunft attraktiv bleiben wird. Die Erholung hängt von der Lockerung der arbeits- und mobilitätsbezogenen behördlichen Restriktionen ab. Die ersten deutlichen Zeichen einer Entspannung haben wir nach dem Lockdown im Frühjahr 2020 gesehen.»
Strategische Prioritäten werden weiterverfolgt
Valora verfolgt auf dieser Basis ihre schon vor der Coronakrise geltenden strategischen Prioritäten weiter. Food bleibt dabei der wichtigste Wachstumstreiber. Im Jahr 2020 betrug der Investitionsaufwand der Gruppe ungeachtet der coronabedingten Priorisierung und Verschiebung grosser Investitionen CHF 55 Mio. Dies entspricht rund 60% der Investitionen des vorangegangenen Geschäftsjahrs.
Die B2B-Kapazitätserweiterung für die Laugenbackwaren-Produktion in Deutschland und den USA wurde im ersten Quartal 2020 vollständig abgeschlossen. Der Geschäftsbereich konnte dank der neuen Anlagen weitere Produktinnovationen anbieten und nicht nur neue Aufträge bestehender Food-Service-Kunden, sondern auch neue Kunden wie Lebensmitteleinzelhändler gewinnen.
Die Umwandlung der durch die SBB-Ausschreibung gesicherten Verkaufsstellen in avec Convenience Stores und modernisierte k kiosk Verkaufsstellen mit erweitertem Food-Angebot kam gut voran. Lediglich 30 Umbauten mussten aufgrund einer durch Corona erzwungenen Unterbrechung verschoben werden. Das Projekt wird voraussichtlich 2022 abgeschlossen. Die umgewandelten avec Stores zeigen gegenüber bestehenden Verkaufsstellen eine überdurchschnittliche Leistung. Diese ersten Indikationen sind vielversprechend.
Die Attraktivität ihres Frischeangebots konnte Valora mit innovativen Produkten und einer Reihe veganer und vegetarischer Alternativen weiter steigern. Im Rahmen ihres Nachhaltigkeitsengagements hat Valora zudem seit 2019 gemeinsam mit Too Good To Go rund 270‘000 Food-Portionen vor der Entsorgung gerettet und im vergangenen Jahr weitere vielversprechende Pilotprojekte gegen Food Waste auf den Weg gebracht. Eines davon ist ein digitales Abschriften-Cockpit, das für Retail Schweiz entwickelt wurde und gezielte Massnahmen zur Vermeidung von Food Waste in Verkaufsstellen mit hohem Food-Anteil ermöglicht.
Als Reaktion auf das sich verändernde Konsumentenverhalten treibt Valora die Entwicklung neuer digitaler Convenience-Lösungen voran. So hat sie ihre internen Kompetenzen auch während der Krise weiter ausgebaut. Der Schwerpunkt liegt auf Automated Stores und Self-Checkout, Loyalty, Delivery, E-Commerce und Prozessverbesserungen. Unter anderem startete Valora mitten im ersten Lockdown die Pilotphase von www.avecnow.ch. Heute werden die im Online-Store aus einem breiten Convenience-Sortiment bestellten, kurzfristig benötigten Waren innerhalb nur einer Stunde geliefert. Darüber hinaus wurde Ende Januar 2021 mit avec 24/7 ein Hybrid-Store lanciert, der teils als konventioneller Laden und teils autonom betrieben wird. Nach der Einführung der kassenlosen und autonom funktionierenden avec box, bei der Zutritt, Einkauf und Bezahlung über die avec App erfolgen, stellte dies einen weiteren wichtigen Schritt dar.
Ausblick für 2021: Zeitpunkt des Endes der Coronapandemie weiterhin ungewiss
Eine Prognose, wann die Coronapandemie bewältigt sein wird, ist heute nach wie vor nicht möglich. Die erneut massiven behördlichen Restriktionen aufgrund der zweiten Viruswelle haben Valora in den ersten beiden Monaten des laufenden Jahres wiederum hart getroffen. Ab März 2021 ist mit einer schrittweisen Lockerung zu rechnen. Es ist allerdings davon auszugehen, dass dieser Prozess mehr Zeit in Anspruch nimmt, als bisher angenommen. So erwartet Valora vor Juni 2021 keine wesentlich höheren Kundenfrequenzen. Vor diesem Hintergrund wird das erste Halbjahr 2021 durch die andauernde Coronakrise noch stark beeinträchtigt sein. Im zweiten Halbjahr 2021 dürfte sich das Geschäft aber deutlich erholen und sich somit besser entwickeln als im Vorjahr. Von dieser Erholung dürfte insbesondere die Food-Kategorie überdurchschnittlich profitieren, was sich positiv im Foodvenience-Umsatz und somit in der Bruttogewinnmarge äussern wird.
Valora geht heute davon aus, eine monatliche Profitabilität vergleichbar zur Zeit vor der Krise per Ende 2021 wiederzuerlangen. Dabei unterstützt ein weiterhin striktes Kostenmanagement, bei dem das Unternehmen von den im letzten Jahr umgesetzten, nachhaltigen Massnahmen und Erfahrungen profitieren kann. Der Umbau der SBB-Standorte wird im der jeweils aktuellen Situation angepassten Tempo weitergeführt. Zudem sollen beim Ausbau digitaler Kompetenzen und Convenience-Lösungen möglichst keine Kompromisse gemacht werden. Auch wenn der Turnaround 2021 geschafft sein dürfte, bleibt die Unsicherheit bezüglich Zeitpunkt und Umfang der Lockerungen der behördlichen Einschränkungen gross. Ein verlässlicher Ausblick zur EBIT-Entwicklung insbesondere im ersten Halbjahr 2021 ist deshalb kaum möglich. Valora wird basierend auf dem Geschäftsverlauf der ersten sechs Monate an ihrer Medienkonferenz zu den Halbjahresergebnissen 2021 einen Ausblick für die Jahresergebnisse 2021 abgeben.
Anträge an die Generalversammlung
Der Verwaltungsrat wird an der am 31. März 2021 stattfindenden Generalversammlung beantragen, den Jahresgewinn 2020 ohne Ausschüttung einer Dividende auf neue Rechnung vorzutragen. Angesichts der fortdauernden COVID-19-Situation und um strategischen Handlungsspielraum zu behalten, hat sich der Verwaltungsrat im Interesse des Unternehmens und aller Stakeholder zu einem umsichtigen Umgang mit den finanziellen Ressourcen des Unternehmens entschlossen.
Darüber hinaus empfiehlt der Verwaltungsrat ein neues Mitglied zur Wahl: Felix Stinson ist verantwortlich für das Investment Management des Family Office der Familie Ditsch, der er selbst angehört. Er wird seine Expertise in Finanzen und Investments in den Verwaltungsrat einbringen und den Valora Ankeraktionär Ernst Peter Ditsch vertreten als Zeichen für dessen langfristiges Commitment zu Valora. Die Zuwahl in den Verwaltungsrat vorausgesetzt folgt Felix Stinson auf die Verwaltungsrätin Suzanne Thoma, die sich für keine weitere Amtsperiode zur Verfügung stellt. Sie hat sich entschieden, den Verwaltungsrat zu verlassen, um sich auf ihre Tätigkeitsschwerpunkte Energie, Infrastrukturdienstleistungen und Industrie zu konzentrieren. Im Namen von Valora dankt der Verwaltungsrat Suzanne Thoma für ihr Engagement und ihre Unterstützung über die vergangene Amtsperiode.
Die Generalversammlung 2021 wird ohne persönliche Teilnahme der Aktionärinnen und Aktionäre stattfinden, gestützt auf Art. 27 der Verordnung 3 über Massnahmen zur Bekämpfung des Coronavirus (COVID-19) des Bundesrats (COVID-19-Verordnung 3).
Valora Gruppe | | 2020 | | 2019 | | Veränderung |
in Mio. CHF | | | % | | % | | in lokaler Währung |
| | | | | | | | |
Aussenumsatz | | 2'233.3 | 131.6% | 2'680.6 | 132.1% | -16.7% | -15.1% |
Nettoumsatzerlös | | 1'697.4 | 100.0% | 2'029.7 | 100.0% | -16.4% | -15.2% |
Bruttogewinn | | 743.3 | 43.8% | 917.2 | 45.2% | -19.0% | -17.7% |
- Betriebskosten, netto | | -729.3 | -43.0% | -825.7 | -40.7% | -11.7% | -10.4% |
Betriebsergebnis (EBIT) | | 14.1 | 0.8% | 91.5 | 4.5% | -84.6% | -84.3% |
EBITDA | | 83.4 | 4.9% | 157.4 | 7.8% | -47.0% | -45.9% |
Konzernergebnis | | -6.2 | -0.4% | 73.7 | 3.6% | n.a. | n.a. |
Curriculum Vitae: Felix Stinson
Felix Stinson ist seit 2017 beim Family Office der Familie Ditsch in Mainz und Zürich für das Investment Management verantwortlich. Zuvor war der 35-jährige deutsch-amerikanische Doppelbürger über mehr als zwei Jahre bei der deutschen Niederlassung der BNP Paribas S.A. unter anderem als Portfolio-Manager für Leveraged-Finance-Transaktionen tätig. Zwischen 2010 und 2014 war er Quantitativer Analyst im Investment Banking bei der Deutschen Bank AG in New York und Frankfurt. Während seiner Ausbildung arbeitete er zudem bei der BASF SE/ BASF IT Services GmbH in Deutschland und Grossbritannien und anschliessend bei der IBM Deutschland GmbH. Felix Stinson verfügt über einen Master of Science in Finance and Investment der Rotterdam School of Management, Erasmus University. Ebenso hat er einen Bachelor in Mathematik der Technischen Universität Darmstadt und ein Diplom in Wirtschaftsinformatik der Dualen Hochschule Baden-Württemberg in Mannheim. Felix Stinson ist Mitglied des Beirats der United Chocolate GmbH. Er wird im Valora Verwaltungsrat Ernst Peter Ditsch, Ankeraktionär des Unternehmens, vertreten und das Gremium in den Bereichen Finanzen und Investments verstärken.
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